Der Königlich Sächsische Postmeilenstein
Im Jahre 1858 ordnete das Sächsische Finanzministerium eine Vermessung jener Straßen im Königreich Sachsen, die für die sogenannten Fahrposten geeignet erschienen, an. Diese Straßen sollten dazu mit Entfernungsanzeigern, sprich Stationsweg, Meilen- und Halbmeilensäulen versehen werden. Die Umsetzung dieser Verordnung und die Oberlungwitzer Poststation im Postgut – am sogenannten Postkurs an der alten Frankenstraße von Chemnitz über Siegmar und Mittelbach nach Oberlungwitz und weiter nach Lichtenstein – sind wohl der Grund, weshalb auch Oberlungwitz einen Königlich Sächsischen Meilenstein als Stationsstein für die Poststation bekam und glücklicherweise bis zum heutigen Tage behielt. Nach einer Information von der Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e. V., wurden damals alle Stationssteine unserer näheren Umgebung von einer Dresdner Firma aus Sandstein gefertigt.
Als das Zeitalter der Postreiter und Postkutschen zu Ende ging und sich die Gesellschaft mehr und mehr motorisierte, wurden die alten Entfernungsanzeiger nicht mehr benötigt, sie gerieten so langsam aber sicher in Vergessenheit. Unser Stationsstein zum Beispiel „versteckte“ sich in den vergangenen Jahren hinter dem Buswartehäuschen, gegenüber der Humboldtschule.
Die Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäulen e. V. listete vor geraumer Zeit alle in Sachsen bekannten Säulen und suchte diese auf. Nachdem der Verein mit den zuständigen Straßenbauämtern Kontakt aufgenommen hatte, kam es zu der Vereinbarung, dass man versuchen möchte, jährlich einen solchen historischen Stein wieder instand setzen zu lassen. Der Oberlungwitzer war der erste Stein, der ausgewählt wurde.
Mit Hilfe einer Oberlungwitzer Firma wurde der Stein geborgen und später von einem Steinmetz aus Limbach-Oberfrohna restauriert.
Ursprünglich hat der Stein wohl an der Ecke Poststraße/Hofer Straße gestanden. Jetzt hat er seinen Platz auf dem neu gestalteten Vorplatz neben dem Gasthaus „Zur Post“ gefunden.
Übrigens kann dieser Stationsstein noch heute als Vermessungspunkt gesehen werden, was heißt, dass die angegebenen Meilenentfernungen auch in der heutigen, motorisierten Zeit noch als Bezugspunkte gelten. Demnach ist – ausgehend von unserem Königlich Sächsischen Meilenstein – der Weg nach Chemnitz genau 2,09 Meilen und nach Lichtenstein genau 1,03 Meilen lang. In früheren Zeiten galten diese Angaben von Poststation zu Poststation. Nach einer Festlegung der Sächsischen Landesregierung im Jahre 1840, entspricht eine sächsische Postmeile genau 7.500 Metern.