Drei- und Vierseithöfe
Quelle: Staatsministerium des Innern „Bewahren, Planen, Bauen“
Im Erzgebirge, dem Vogtland und seinem Vorland gibt es verschiedene Gehöftformen. Meist hat sich ein Bauernhof aufgrund seiner wirtschaftlichen Entwicklung im Laufe der Zeit auch baulich verändert. Dort, wo die Natur reichere landwirtschaftliche Erträge ermöglichte, verbreiteten sich in ganz Mitteldeutschland Drei- und Vierseithöfe. Wo die Erträge durch schlechte Bodenqualität oder infolge Güterteilung geringer wurden, nahm der Umfang des bäuerlichen Anwesens ab. Seine Form bezeichnet man als Zweiseithof (Zwiehof) und besteht aus zwei gegenüberliegenden Gebäuden (Wohnstallhaus und Scheune).
Ein Dreiseithof setzt sich aus einem Wohnstallhaus (Wohnhaus mit Rinderstall), einem gegenüberliegendem Seitengebäude (Auszugshaus mit Pferdestall sowie Wagenschuppen) und eine Scheune an der Rückseite des Hofes zusammen. Nach der Straße zu war dieser Hof entweder offen oder durch ein Torhaus bzw. eine Mauer mit Tor abgeschlossen.
Ein Vierseithof hingegen hat zwei Seitengebäude rechts und links vom Wohnhaus und eine Scheune gegenüber.
Bei den Baukörpern handelt es sich um überwiegend zweigeschossige Gebäude mit längsgestrecktem klaren Grundriss. Das Wohnhaus ist meist in Firstrichtung rechtwinklig zur Straße. Die freistehenden Nebengebäude sind hofraumbildend und dem Hauptgebäude mit gestalterischer Verwandtschaft untergeordnet. Bis heute haben sich in Scheunen und Seitengebäuden älteste Holzkonstruktionen erhalten. Giebel und obere Teile der Gebäude weisen oft Verbretterungen auf. Dazu gehören bei den Seitengebäuden traufseitig eingebaute Hochlauben bzw. Oberlauben, die besonders um Glauchau verbreitet waren. Diese offene Galerie, die meist nur einen Teil der Gebäudelänge einnimmt, ermöglichte den Zugang zu den Gesindekammern und Vorratsräumen. Weiterhin enthielt ein Seitengebäude im Obergeschoss die Wohnräume für den Altbauern. Gehöfte in Stadtnähe hatten schon seit Ausgang des 19. Jahrhunderts in ihren Seitengebäuden auch Untermieter aufgenommen. Das Erdgeschoss war für gewöhnlich als Rinder- bzw. Pferdestall sowie Wagenschuppen vorgesehen.
Schon früh zwang der immer stärkere Holzmangel zum Massivbau. Sandstein und Bruchstein fanden bis zur bevorzugten Anwendung des Ziegelbaus als Baustoff Verwendung. Den Forderungen der Dorffeuerordnung von 1775 entsprechend, erhielten vor allem in größeren Bauernhöfen Ställe für das Großvieh mehr und mehr Gewölbe.
Typisch für die Hofanlagen war ein Hof-Baum, eine Buche, eine Linde oder eine Kastanie. Sie wurden als Markierung und Schutz angepflanzt. Die Baumgruppen hinter den Anwesen sind Obstbäume.
In dieser Form erbaute Bauernhöfe kann man auch heute noch in Oberlungwitz finden. Sie sind Zeitzeugen einer Epoche, in der sich der Ort als Bauerndorf entwickelte: